Zwiesprachigkeit

"Die allgemeine Definition von Biliungualismus beschreibt ganz allgemein die Tatsache, dass ein Individuum zwei Sprachen beherrscht und verwendet und zwar unabhngig vom Grad der Sprachbeherrschung sowie vom aktuellen Gebrauch der Sprachen."
Man unterscheidet vor allem unter dem "natrlichen Bilingualismus" und der "additiven" und der "subtraktiver" Zweisprachigkeit.
Natrlicher Bilingualismus ist, wenn er durch bestimmte Lebensumstnde (z.B. wenn Eltern unterschiedliche Sprachen sprechen) entsteht.
Von subtraktiven Bilingualismus spricht man, wenn die Kompetenz in der eigenen Muttersprache durch das Erlernen einer Zweitsprache negativ beeintrchtigt wird (z.B. bei Arbeitsemigranten und deren Kindern).
Additiver Bilingualismus ist, wenn Individuen sich eine Zweitsprache aneignen und ihre ursprnglichen Fhigkeiten in ihrer Muttersprache beibehalten oder weiterentwickeln.

Es gibt zwei Strukturen der Zweisprachigkeit:

Beim Gleichgeordneten (coordinate) Typus funktionieren beiden Sprachen unabhngig voneinander. Das Kind kann sich in beiden Sprachen ausdrcken und sie verstehen. Man kann aber nicht davon ausgehen, dass das Kind von der einen in die andere Sprache bersetzen kann. Beide Sprachen werden vllig unabhngig voneinander in verschieden Lebenszusammenhngen erlernt.
Beim Zusammengesetzten (compound) Typus kann die Zweitsprache nur durch ber-setzen in die Muttersprache angewandt und verstanden werden. Die Muttersprache er-fllt durch den stndigen Gebrauch eine Koordinationsfunktion. Dieser Typus kommt meistens bei Menschen vor, die die Zweitsprache erst in der Schule erworben haben.


Methoden zum Erlernen von Bilingualitt

Betrachtet man die verschiedenen Methoden zum Erlernen von Bilingualitt, muss man zuerst zwischen bilingualer Erziehung und bilingualem Unterricht unterscheiden.
Als bilinguale Erziehung wird der Doppelspracherwerb sowie der natrliche Zweitspra-cherwerb bezeichnet. Der bilinguale Unterricht hingegen beinhaltet einen gesteuerten Zweitspracherwerb in Form von Fremdsprachenunterricht.
Beim Doppelspracherwerb, der besonders hufig in bilingualen Ehen angewandt wird, lernt das Kind von Geburt auf zwei Sprachen gleichberechtigt, indem die beiden El-ternteile konsequent in ihrer Muttersprache mit dem Kind sprechen.( vgl. Interview) Diese Form des frhkindlichen Bilingualismus hat den Vorteil, dass die Kinder beide Sprachen im Laufe ihrer Entwicklung vollstndig und richtig lernen. Diese Entwicklung ist in drei Phasen zu unterteilen:
In der ersten Phase, die auch als Mischsprache bezeichnet wird, besitzt das Kind in bei-den Sprachen einen deutlich greren passiven als aktiven Wortschatz, dass heit es versteht viel mehr als es tatschlich anwenden kann. Auerdem ist es noch nicht in der Lage die verschiedenen Sprachen dem jeweiligen Elternteil zuzuordnen. Ein Grund hierfr ist, dass das Kind noch in der Annahme ist, beide Sprachen gehrten einem Sprachsystem an. Erst am Ende dieser Phase beginnt das Kind fr einen Begriff die Worte aus beiden Sprachen zu verwenden.
In der zweiten Phase beginnt das Kind, die beiden Sprachen dem jeweiligen Elternteil zuzuordnen, wobei es allerdings immer noch Worte der einen Sprache beim Benutzen der Anderen verwendet. Auerdem knnen in dieser Phase Doppelungen auftreten, bei denen das Kind Wrter aus beiden Sprachen hintereinander benutzt. In beiden Spachen hat sich der aktive Wortschatz des Kindes bereits vergrert, die Entwicklung der beiden Sprachen erfolgt aber nicht parallel. Die Grnde hierfr sind die Komplexitt der jeweiligen Sprachstrukturen und die Hufigkeit der Sprachbenutzung.
In der dritten Phase spricht das Kind die Eltern immer hufiger in ihrer jeweiligen Spra-che an und es gelingt ihm, in kleinen Schritten bertragungen von der einen in die andere Sprache vorzunehmen. In dieser Entwicklungsstufe sind Faktoren, die den Spracherwerb beeinflussen, wie zum Beispiel die Intensitivitt der Sprachfrderung, die Einstellung der Umgebung auf die Zweisprachigkeit, die Funktion der jeweiligen Sprache fr das Kind und die Beziehung zu dem Elternteil, der die jeweilige Sprache spricht, von enormer Bedeutung.
Von natrlichem Zweitspracherwerb spricht man, wenn ein Kind die zweite Sprache auf natrliche Weise und nicht in knstlichen Lernsituationen lernt und der Spracherweb bis zur Pubertt abgeschlossen ist. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn ein Kind bis zum Eintritt in den Kindergarten Zuhause fast ausschlielich in der Muttersprache gespro-chen hat und nun im Kindergarten mit der Zweitsprache konfrontiert wird. ( vgl. Bei-spiel "kleine Gallier" S. 5-7.) Auch der natrliche Zweitspracherweb lsst sich in drei Entwicklungsstufen unterteilen:
In der ersten Phase verwendet das Kind einfachste Stze, die es hauptschlich mit dem Hilfswerb "sein" bildet, zum Beispiel "Du sein Mama." Spter werden die Stze etwas lnger und anspruchsvoller.
In der zweiten Entwicklungstufe beginnt das Kind Stze mit Voll- und Modalverben zu bilden, und bekommt somit ein Gespr fr die unterschiedlichen Verbformen. Auerdem wird der Satzbau komplexer.
In der dritten Phase wird diese Entwicklung fortgesetzt, und das Kind ist nun in der Lage schwierige Stze zu konstruieren und sich somit recht gut in der Zweitsprache zu verstndigen.
Entscheidend fr ein erfolgreiches Erlernen der Zweitsprache auf diesem Weg ist neben dem Entwicklungsstand der Erstsprache, der Motivation die Zweitsprache zu lernen, verbunden mit einer entsprechenden Frderung im Elternhaus auch das Alter. Untersu-chungen haben gezeigt: "Wenn der natrliche Zweitspracherwerb vor dem 11. Lebensjahr abgeschlossen ist, verluft er besonders erfolgreich, und die betreffenden Kinder beherrschen die Zweitsprache hnlich gut wie die Muttersprache." (Zitat: Handbuch fr Interkulturelles Lernen, Seite 167)
Der bilinguale Unterricht findet keinesfalls nur in Form des klassischen Fremdspra-chenunterrichtes sondern in Form von vielen verschiedenen Methoden statt, die auf un-terschiedlichsten Motivationen bzw. Notwendigkeiten bestehen.
Bei den sogenannten Immersionsprogrammen wird der gesamte Unterricht von Anfang an in der Fremdsprache abgehalten. Vorkenntnisse der Schler hinsichtlich der Zweitsprache sind hierbei nicht ntig. Das Ziel dieser Unterrichtsform ist der additive Bilingualismus, der keine Verdrngung der Muttersprache zur Folge hat.
Bei Spracherhaltungsprogrammen, die hauptschlich eingesetzt werden um bedrohte Minderheitssprachen zu schtzen, wird der Unterricht zu Beginn fast ausschlielich in der Muttersprache abgehalten. Diese wird erst im Laufe der Schulzeit bestndig redu-ziert und durch die Zweitsprache ersetzt. So kann erreicht werden, dass die Minderhei-tensprache in die Gesellschaft integriert wird und auf eine hhere Akzeptanz trifft.
bergangsprogramme werden hauptschlich dann angewendet, wenn Minderheiten wie zum Beispiel Zuwanderer mglichst schnell in den regulren Unterricht eingegliedert werden sollen. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass die Muttersprache nur so lange ein-gesetzt wird, bis grundlegende Fhigkeiten in der Zweitsprache gesichert sind. Die Muttersprache wird hierbei nur in kurzen Zeitintervallen und beschrnkt auf einige Un-terrichtsfcher zu Beginn der Schulzeit angewendet.
Die sogenannten Bereicherungsprogramme, deren Ziel es ist, Kindern und Jugendlichen eine berdurchschnittliche Kompetenz in der Fremdsprache ohne Verdrngung der Muttersprache zu ermglichen, werden durch frhe und totale oder spte und partielle Immersion (vgl. Immersionsprogramme) durchgefhrt. Bei diesen Bereicherungspro-grammen, die oftmals nur eine weiter entwickelte Form des Fremdsprachenunterrichtes sind, findet meistens keine Vermittlung der kulturellen Werte statt.
Neben diesen, meistens im Lehrplan festgelegten bilingualen Modellen gibt es noch die Mglichkeit der Anwendung flexibler bilingualer Module. Diese Module knnen in Form von fachbezogenen Arbeitsgemeischaften und Projekten in der Fremdsprache oder dem epochalen Einsatz der Fremdsprache als Arbeitssprache im regulren Unterricht durchgefhrt werden. Im Gegensatz zum klassischen bilingualem Unterricht in den Fchern Geschichte, Erdkunde und Politik zeichnen sich die flexiblen bilingualen Module dadurch aus, dass sie phasenhaft berwiegend in den nicht-sprachlichen Fchern wie Biologie und Informatik ( hufig in Form von Internetprojekten) angewendet werden. Auch bei der flexiblen bilingualen Methode werden Sprach-und Textarbeit in groem Mae miteinander verknpft, um eine Verbesserung der fremdsprachlichen Flexibilitt zu erreichen.
Auch das Grundprinzip der bilingualen Methode, dass die Fremdsprache nur Gegen-stand, keinesfalls aber Inhalt des Unterrichts ist, und nur zum Transport von Informa-tionen dient, gilt. Dies wird durch authentische Anwendungssituationen der Fremdspra-che und mitteilungsbezogene Kommunikation, die die Schler im Gegensatz zu trocke-nen, formbezogenen Inhalten besonders anspricht verstrkt. So wird eine unbewusste Sprachverarbeitung, die der bewussten Sprachaneignung vorrangig ist, ermglicht. Da-durch kommt die bilinguale Methode mit wenig grammatischen Erklrungen, kognitiven Hilfen und formbezogenen bungen aus.


Modell eines bilingualem Programms

Die kleinen Gallier - Ein deutsch-franzsischer Kindergarten

Der Verein "Die kleinen Gallier e.V" wurde 1996 von mehreren deutsch-franzsischen Eltern aus Hannover gegrndet. Sie wollten auch anderen Kindern ermglichen, mehr-sprachig und multikulturell aufzuwachsen.
Kinder, die diesen Kindergarten besuchen knnen nicht alle franzsisch und deutsch sprechen. Manche haben Eltern beider Nationen, und manche haben nur deutsche Eltern und andere nur Franzsische.
Die meisten Kinder haben jedoch bisher den Schwerpunkt auf der deutschen Sprache gehabt, und erst wenige Erfahrungen mit der franzsischen Sprache gemacht.
Sie lernen dann die franzsische Sprache innerhalb der Aktivitten, die spter noch vor-gestellt werden. Oder in einem der Franzsischkurse, die von den Erziehern des Kinder-garten angeboten werden, bei denen die Kinder, je nach Fhigkeiten in vier Gruppen geteilt werden:
1. Zweisprachige Schulkinder, gute Leser: Kinder von 8-11 J., die bereits gute Kennt-nisse in Franzsisch haben.
2. Zweisprachige Schulkinder, Leseanfnger: Kinder von 8-11 J., die gute Kenntnisse in Franzsisch haben, jedoch im Lesen noch weiter gefrdert werden mssen 3. Zweisprachige Kleinkinder: Kinder von 4-6 Jahren, die bereits Erfahrungen im Fran-zsischen haben.
4. Anfngerkurs fr die Jngeren: Kinder von 4-6 Jahren, die keine bis kaum Erfahrun-gen im Franzsischen haben.

Diese Kurse finden jedoch immer Nachmittags statt, und werden nur von der "Die Klei-nen Gallier e.V." organisiert. Wie die Altersangaben zeigen richtet sich dieses Angebot nicht nur an Kinder, die den Kindergarten besuchen, und es ist auch keine Pflicht fr die Kindergartenkinder von vier bis sechs Jahren einen solchen Kurs zu besuchen.

Fr die Kinder, die bereits Franzsisch und Deutsch sprechen knnen, ist die Haupt-sprache Franzsisch. Die Kinder sprechen grundstzlich Franzsisch, wenn sie mit ei-nem Erzieher sprechen, oder wenn sie bei einer Aktivitt teilnehmen, die von einem Erzieher geleitet wird.
Untereinander sprechen die Kinder jedoch deutsch, doch ist es eine ungeschriebene Re-gel, dass wenn immer ein Erwachsener die Kinder anspricht, das Kind auf Franzsisch antwortet.


Wie sieht ein Tag in dem Kindergarten aus?

* Singkreis am morgen: Die Kinder singen franzsische und auch deutsche Lieder. Die Kinder, die das Lied noch nicht kennen, oder die Sprache noch nicht beherrschen, in der das Lied geschrieben ist, hren erstmal nur den Erziehern und den Kindern zu, die das Lied schon kennen. Wie schnell die Kinder ein Lied erlernen ist von Kind zu Kind verschieden, doch meistens prgt sich ihnen die Melodie und schliesslich auch der Text ziemlich schnell ein.
*Spielen und Basteln: Es werden den Kindern Aktivitten und/oder Spiele angeboten, die sie auf Franzsisch erklrt bekommen. Kinder die nicht verstehen, was sie tun sollen gucken einfach, was die anderen machen, oder bekommen es von einem anderen Kind bersetzt.
*Spaziergnge und sonstige Ausflge im Freien: Hier wird den Kindern die Natur und der Strassenverkehr auf franzsisch erklrt.
*Mittagessen: Die Kinder lernen, sich beim Essen auf Franzsisch zu verstndigen. Sie lernen zum Beispiel jemanden zu bitten, ihnen etwas zu geben, oder guten Appetit zu wnschen.
*Schlafen und Ausruhen: Die jngsten Kinder gehen schlafen und die greren haben eine Pause mit Musik. Sie hren dann ruhige franzsische Lieder, whrend sie sich aus-ruhen und entspannen.
*Spielen, Schlussphase: Whrend die Jngeren noch schlafen drfen die anderen spielen was sie mchten. Zum Schluss rumen alle zusammen auf und warten auf ihre Eltern.

Nach ihrer Kindergartenzeit sollen die "kleinen Gallier" nicht perfekt Franzsisch spre-chen knnen, das Ziel des Kindergartens ist es viel mehr, dass den Kindern auch eine andere Kultur gezeigt wird, so eine der Erzieherinnen. Doch die meisten Kinder, die den Kindergarten besucht haben, knnen sich recht gut auf Franzsisch verstndigen, wenn sie den Kindergarten verlassen, oder sind zumindestens fhig in tglichen Situationen auf Franzsisch zu kommunizieren.
Ausserdem soll den Kindern durch den Besuch im "kleine Gallier e.V." das Erlernen der franzsischen Sprache in der Schule, und von Sprachen im Allgemeinen, erleichtert werden.


Vor- und Nachteile der bilingualen Erziehung

Vorteile der bilingualen Erziehung

Der erste Vorteil, und wohl auch der wichtigste Beweggrund fr viele Eltern ihre Kinder bilingual zu erziehen ist, dass die Kinder so mit Familienangehrigen kommunizieren knnen, die zum Beispiel Deutsch nicht knnen. Ausserdem knnen auslndische Familien, oder Familien mit Elternteilen aus zwei verschiedenen Nationen , so ihren Kindern eine kulturelle Identitt vermitteln. (Nach dem Motto: "Du bist zwar hier gebo-ren und aufgewachsen, aber ein Teil von dir gehrt zu einer anderen Kultur.")
Viele Eltern mchten, durch eine bilinguale Erziehung, es ihren Kindern erleichtern die Sprache spter in der Schule zu lernen. Allgemein sagen auch viele Elternpaare, dass Kinder durch eine bilinguale Erziehung das Erlernen von Sprachen spter als einfach empfinden, doch dieses Argument ist nicht wissenschaftlich bewiesen.
Fr die mehrsprachige Erziehung spricht auch, dass die Welt sowieso immer multikul-tureller wird, und das die Kinder besser frher als spter darauf vorbereitet werden sol-len, eine bilinguale Schulform zu besuchen, oder ein bilinguales Studium zu beginnen.


Nachteile der bilingualen Erziehung

Das wohl hufigste Argument gegen eine bilinguale Erziehung ist, dass die Kinder damit berfordert sein knnten. Das sie, als Folge der berforderung, in der Schule nicht mehr mitkommen knnten, und hinterher mangelnde Kompetenzen in beiden Sprachen haben knnten.
Ein weiteres Gegenargument sind die sozialen Probleme die auftreten knnen. Wenn zum Beispiel die Freunde eines bilingual erzogenem Jungen hren, wie dieser mit seiner Mutter auf einer fremden Sprache spricht, knnten die Freunde das als seltsam empfin-den, und ihn versuchen in Zukunft zu meiden.
Auch die Verwandtschaft knnte etwas dagegen haben, dass ihr Neffe, Enkel etc. in zwei Sprachen, und damit anders als "normale Kinder" erzogen wird.


Vor- und Nachteile des bilingualem Unterrichts

Vorteile des bilingualem Unterrichts

Die Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Kinder im Bezug auf das Erlernen von Sprachen, im Alter von 0-11 Jahren am Merkfhigsten sind. Diese Chance wird im bli-chen und etablierten Schulsystem weitgehend vertan. Ein bilingualer Unterricht von und vielleicht auch vor der Grundschule, wrde das gesamt Potential eines Schlers erfassen.
Wenn also Schler auch in Fchern wie Erdkunde, Biologie und Politik bilingual unterrichtet wrde, so wrden die Schler wesentlich intensiver lernen, die zweite Sprache auch zu sprechen, und sie nicht nur in Klausuren und in begrenzten Fremdsprachen-stunden anzuwenden.


Nachteile des bilingualem Unterrichts

Kritiker des bilingualem Unterrichts sagen, dass durch die zweisprachige Konversation des Fachunterrichts in Fchern wie Erdkunde, Politik und Biologie an Niveau verlieren wrde, da die Konzentration mehr auf die sprachliche Ausdrucksweise, als auf den sachlichen Inhalt gerichtet wre.
Manche Schler haben sowieso schon Schwierigkeiten, Probleme im Unterricht auf Deutsch zu diskutieren. Sie aufzufordern dies in einer Fremdsprache zu tun wre eine weitere Hrde fr solche Schler
Ausserdem ist die Umsetzbarkeit nicht gegeben, denn nicht jeder Lehrer ist dafr aus-gebildet und fhig, seinen Unterricht zweisprachig zu halten.


Interview einer Betroffenen

Die Frau die wir interviewten ist 42 Jahre alt, und ist in Deutschland geboren und auf-gewachsen. Sie heiratete einen griechischen Mann. Bevor sie ihren zuknftigen Mann kennenlernte hatte sie schon einen Griechischkurs gemacht. Ihr Mann konnte aufgrund eines Studiums in Deutschland auch Deutsch sprechen.
Nach der Hochzeit grndeten sie in Athen eine Familie mit 2 Kindern. Ein Junge
(4 Jahre) und ein Mdchen (7 Jahre).

Warum hast du deine Kinder bilingual erzogen?
" Sie haben beide Nationalitten und sollen mglichst in beiden Sprachen zu
Hause sein, damit sie sich in beiden Lndern verstndigen knnen.
Griechisch war eh klar, weil wir in Griechenland leben. Deutsch, um eben mit
den Verwandten dort zu kommunizieren und ein Verhltnis auch zu diesem
zu Land bekommen. Auerdem war es fr mich unvorstellbar, mit den Kindern
von Anfang an nur griechisch zu sprechen, mir htten in jeder Hinsicht die
Worte gefehlt. Wir haben es auch als Chance gesehen, unseren Kindern auf einfache Art zwei Sprachen beizubringen."

Wann hast du damit angefangen?"Von Geburt an. Auerdem haben mir die Theorien eingeleuchtet, die behaup - ten, mglichst von Anfang an ganz konsequent in einer Sprache zu bleiben."

Welche Probleme gab/gibt es dabei?
"Ich glaube, wir haben groes Glck gehabt. Beide Kinder sind recht gut damit
zurechtgekommen. Vielleicht haben sie auch eine Sprachbegabung mitgebracht.
Sie haben ziemlich frh angefangen, zu sprechen (hatten also keine
Verzgerung, wie das ja manchmal der Fall sein kann).
Mein Sohn hatte noch bis vor kurzem die deutsche Prioritt, und ich bekam
Panik, dass er nicht genug Griechisch kann. Mein Mann ist da ganz ruhig
geblieben, auch aus der Erfahrung heraus, dass er ja noch mit 25 Jahren die andere Sprache gelernt hat und wir hier in Griechenland leben und berhaupt keine
Gefahr sieht, dass er da nicht Griechisch lernt. Die Erzieherin im Kindergarten
war aber zufrieden mit ihm, sein Wortschatz entsprach seinem Alter.
Ich erinnere mich, dass ich gerade am Anfang bei meiner Tochter ganz hektisch war, ob sie genug Deutsch mitkriegt. Dabei geht es ja nicht nur um die Sprache, sondern
auch um eine ganze Kultur, die vermittelt wird ber die Sprache, das war mir
sehr wichtig, htte ich frher nie gedacht. Ich weiss, dass es ein Problem sein
kann, dass die Kinder mischen und dann keine Sprache richtig sprechen. Das
machen unsere manchmal auch mit einzelnen Wrtern, wenn es ihnen gerade
nicht in der passenden Sprache einfllt. Fr uns ist es sicher hilfreich, dass
mein Mann Deutsch kann, so knnen alle alles verstehen. Ich habe in manchen
bilingualen Familien erlebt, dass es zu erheblichen Spannungen kommt, wenn
z.B. der Vater die Frau mit den Kindern nicht versteht, er fhlt sich leicht
ausgeschlossen, was manchmal dann eben zu Schwierigkeiten fhrt."

Welche Vor- und Nachteile gibt es?
"Ich sehe bei uns eigentlich nur Vorteile: Die Kinder knnen zwei Sprachen und
ich halte viel von der Theorie, dass sie so leichter noch weitere lernen knnen.
Die Gehirnhlften sind anders aktiviert. Sie lernen ja nicht: Tisch bedeutet
trapesi, also sie bersetzen nicht, sondern kennen automatisch die Worte in
der jeweiligen Sprache. Ich weiss von der Theorie, dass sie sich spter in
keiner Sprache zu Hause fhlen und keine richtig beherrschen. Ich kann das
bei unseren Kindern bisher nicht sehen, hoffe auch nicht, dass das passiert.
Ich glaube, sie werden eine Hauptsprache haben, das ist bei meiner Tochter, glaub ich,
z.Zt. Griechisch durch die Schule sicherlich. Aber das ist ja auch okay so.
Ich habe schon immer Angst, dass sie in der Landessprache Lcken haben,
aber ihre Lehrerin war zufrieden. Manchmal fehlen ihr Vokabeln, aber nicht
so, dass es ein Problem wre. Ich weiss allerdings, dass das anders sein
kann. Ich sehe das an der Schule, an der ich arbeite. Dort sind viele
SchuelerInnen aus bilingualen Familien, die keine Sprache richtig knnen.
Sie springen auch untereinander immer in den Sprachen hin und her, das ist
sicherlich ein Problem und muss von zu Hause mit untersttzt werden, sonst
knnen sie wirklich keine Sprache richtig."




Wie erziehst du deine Kinder bilingual? Gibt es spezielle Methoden?
"Wir haben es von Anfang an ganz konsequent gemacht: Mein Mann sprach nur
griechisch, ich nur deutsch, aber wirklich konsequent. Auch wenn sie in anderen
Sprachen geantwortet haben, sind wir bei unserer geblieben, hilfreich war hier, dass wir beide beides verstehen. Die Kinder haben ganz lange nicht gewusst, dass mein Mann Deutsch kann. Er hat dann auch so Spielchen gemacht mit ihnen, dass sie anfingen, ihm die Worte zu erklren und zu bersetzen, sie wollten ihm Deutsch beibringen, er tat unwissend und fragte, was sie gerade mit mir besprochen haben und oft haben sie es ihm erklrt. Mein Sohn macht das immer noch, meine Tochter weiss natrlich Bescheid. Mit ihr spreche ich jetzt auch manchmal Griechisch (sie verbessert mich dann).Sie hat beide Sprachen gelernt. Im Deutschen fehlen ihr manchmal Vokabeln. Wenn die beiden mischen, versuchen wir ,das Gleiche jeweils in der einen Sprache zu wiederholen, damit sie es hren. Meine Tochter fordere ich auch manchmal direkt auf, die Mischform noch einmal in ganz Deutsch zu sagen."

Gibt es Hilfsmittel?
"Ich habe ihnen auch immer Bcher auf Deutsch vorgelesen, Filme auf Deutsch gezeigt, Lieder, Geschichten, mit anderen deutschen Kindern zusammengebracht
(Mutter-Kind-Gruppe in der ev. Kirche). Beide Kinder waren am Anfang mehr deutsch-sprachig, weil sie einfach viel mehr Zeit mit mir verbracht haben. Durch Kinderfrau, Kindergarten und Schule vernderte sich das langsam. Meinem Sohn habe ich dann auch mal griechische Filme ausgeliehen, sofort merkte ich eine Vernderung. Auerdem haben die beiden jetzt auch angefangen, Griechisch miteinander zu sprechen. Und wenn mein Mann mehr Zeit mit unserem Sohn verbringt, spricht er auch sofort mehr Griechisch. Ich glaube, die Konsequenz, in der einen Sprache zu bleiben bei dem jeweiligen Elternteil, ist am wichtigsten. Am Anfang zumindest, wenn sie die Sprache erlernt haben, kann man auch mit ihnen in der anderen Sprache sprechen. Aber nicht mischen!. Bei einer Sprache bleiben!
Ich glaube, wichtig ist die Prsenz beider Elternteile. Das war bei uns manchmal schwierig, weil mein Mann so viel arbeiten musste. Aber wir leben ja in Griechenland und durch das sonstige Umfeld (Kinderfrau, Kinderfreundschaften, Verwandte, Kinder-garten, Schule) war Griechisch sowieso prsent. Das kann bei Familien, wo das anders-herum ist, vielleicht manchmal zu Schwierigkeiten fhren."


Sind Schule und Kindergarten auch bilingual?
"Ja, aber mit Schwerpunkt Griechisch. Das wollten wir bewusst so, weil wir in Grie-chenland leben und sie zu Beginn ja auch mehr deutschsprachig waren.
Im Kindergarten haben sie jeweils eine griechische und eine deutsche Erzieherin und lernen so aus beiden Kulturen Traditionen, Lieder, Geschichten usw. Einmal bzw. zweimal haben sie "Deutschunterricht", sie treffen sich in kleinen Gruppen, und lernen bewusst Deutsch, ihrem Alter angemessen natrlich. Unser Sohn hat viele zweisprachige Freunde im Kindergarten. Sie sprechen viel Deutsch, aber er hat wohl auch griechische Freunde dort.
Unsere Tochter hat in ihrer Schule von Anfang an sieben Stunden Deutsch in der Wo-che. Zustzlich teilen sie die Kinder dort in Gruppen auf: Deutsch als Muttersprache und Deutsch als Fremdsprache. Das ist natrlich ideal fr sie gewesen und jetzt im zweiten Schuljahr kann sie neben Griechisch sowieso auch Deutsch lesen und schreiben. Gerade hat sie am Vorlesewettbewerb der Deutschen Schule (Deutsche Grundschule) teilgenommen und recht gut abgeschnitten. Griechisch ist fr sie natrlich leichter, logisch, das macht sie hauptschlich an der Schule. Deutsch ist allerdings mit ihr Lieblingsfach, es sind natrlich auch nur fnf Kinder in der Gruppe."

Wie reagieren die Kinder darauf?
"Die Kinder sind stolz, weil natrlich das Umfeld bewundernd reagiert. Bei unserer Tochter ist das noch mehr so, unser Sohn nimmt das jetzt erst so langsam wahr. Als sie klein waren, wollten sie manchmal, dass ich meinem Mann Dinge sage oder frage, weil es ihnen wohl zu anstrengend war. Das ist bei unserer Tochter ganz vorbei, im Gegenteil, sie hat mit ihm jetzt ihr eigenes Verhltnis in Griechisch. Zum Beispiel im griechischen Tanz, was sie ja macht, zeigen sie sich gegenseitig Schritte und reden darber. Bei unserem Sohn geht das jetzt langsam los. Mein Mann liest ja auch die griechischen Bcher vor. Zum Beispiel Herakles, das findet er toll, da reden sie dann darber.
Er fragt mich manchmal nach griechischen Worten, wenn er seinem Vater was sagen will und es ihm nicht einfllt, weil er ja fr ihn kein Deutsch kann."




Hat die bilinguale Erziehung Auswirkungen auf die Kinder oder das Umfeld?
"Manchmal reagierten hier die Kinder im unmittelbaren Umfeld etwas komisch, weil unsere Tochter mit mir eine andere Sprache spricht die die anderen Kinder nicht verste-hen, darum versuche ich es dann vor ihnen oft auf Griechisch. Manchmal ist es auch Neid. Aber meistens Bewunderung und Erstaunen, weil sie doch noch so klein sind. Und dann wird uns oft gesagt, dass wir viel Geld sparen knnen (hier lernen die meisten die Fremdsprachen in privaten Nachhilfeschulen). Ich glaube nicht, dass unsere Tochter sich irgendwie ausgeschlossen fhlt (es ist ja nicht nur die Sprache, sondern manch andere Lebensgewohnheit und Lebensauffassung, die ich ihnen ganz automatisch vermittle), darum ist es aber sehr wichtig, dass sie gut Griechisch knnen, um sich in ihrem Umfeld gut verstndigen zu knnen. Bei unserer Tochter ist das der Fall, unser Sohn ist auf dem Wege dahin."


Resum

Im Nachhinein knnen wir sagen, dass die Bilingualitt viele Vorteile so wie auch Nachteile hat. Bilingual erzogen zu werden, und ein gutes "Ergebnis" zu erhalten hngt immer von der Erziehungsweise der Eltern ab, und wie gut das Umfeld der Kinder ko-operiert.
Jedoch ist das Thema Bilingualitt ziemlich wichtig. Vor allem fr auslndische Familien, die ihren Kindern nicht nur die Umgangssprache Deutsch sondern auch die Sprache und Kultur ihres Herkunftslandes vermitteln wollen. Allgemein lsst sich sagen, dass, zumindestens in unserer Region, Einrichtungen wie bilinguale Schulen und Kindergrten oder einfach nur Kursangebote kaum bis gar nicht vorhanden sind. So wre es doch zum Beispiel fr eine trkische Mutter auch wichtig die Sprache zu sprechen, die ihre Tochter in der Schule lernt und spricht, um ihre Tochter im Sprechen der neuen Sprache zu untersttzen.
Wir haben uns vorgenommen, zu diesem Thema eine Grundschullehrerin zu befragen, und die Ergebnisse nach den Ferien innerhalb unserer Prsentation vorzustellen.

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